Bachs Matthäuspassion

Am 23. Februar 2007 wurde J. S. Bachs Matthäuspassion in der Wohltorfer Heilig-Geist-Kirche aufgeführt. Ohne jegliche Einschränkung kann diese Aufführung  als ein kirchenmusikalisches Ereignis gelten, dem besondere Aufmerksamkeit gebührt.

Die Dirigentin, Andrea Wiese, Kirchenmusikerin in Wohltorf, hatte die Wohltorfer Kantorei nicht nur stimmlich hervorragend geschult, sondern sie auch dazu angeleitet, ihre Intentionen der Gestaltung unmittelbar aufzunehmen und flexibel zu realisieren. Das wurde sowohl in den dramatischen, wie in den besinnlichen, Ruhe ausstrahlenden Chören deutlich. Ganz besonders überzeugten auch die Choräle, die die Dirigentin gemäß der jeweiligen Textaussage feinfühlig differenziert gestaltete.

Die Solisten Tanya Aspelmeier (Sopran), Anne Katharina Thimm (Alt), Knut Schoch (Tenor), Konstantin Heintel (Jesusworte) und Fritz Pommerien (Bass) trugen insgesamt zu dem bewegenden Eindruck bei, den die Aufführung auf die Zuhörer machte. Besonders groß war der Anteil, den Knut Schoch als Evangelist an der Gesamtgestaltung hatte: seine geschmeidige Stimme und bewegliche Stimmführung in der Wiedergabe der Evangelientexte war überaus beeindruckend. Ebenso überzeugte Konstantin Heintel, der die Worte Jesu auf eine Weise vortrug, die die Zuhörer unmittelbar in das Geschehen einbezog.- Hervorzuheben ist weiterhin das klanglich besonders gelungene Zusammenspiel des Sopran und Alt in der Arie: "So ist mein Jesus nun gefangen".

Das Orchester "musica viva stuttgart" spielte in allen Teilen der Aufführung mit aufmerksamer Beweglichkeit und großem Engagement, die künstlerische Leistung der Soloviolinistin Sabine Kraut war überwältigend. Die Flötistinnen überzeugten in ihren Solopartien ebenso wie die Oboisten in den ihren. Getragen wurde der Orchesterklang von der ausgezeichnet musizierenden Continuogruppe mit Stefan Kraut am Violoncello und Friedemann Schiebe an der Orgel.

Es war eine gute Entscheidung, die Kirchenglocken zu läuten, nachdem der letzte Ton der Passion verklungen war. In der dicht gedrängt besetzten Kirche war ein allen gemeinsames Gefühl der Dankbarkeit für ein Musikerlebnis spürbar, das noch länger weiterwirken wird. Erst nach einer Zeitspanne des Ausklanges in der Stille setzte der begeisterte Applaus ein.