Kammerton W - Die Chöre der Kirchengemeinde Wohltorf, ein Blick hinter die Notenblätter von KMD Andrea Wiese, 1. Teil
Die Zwitscherkantorei
Wohltorf hat eine reiche Chorlandschaft. In der Heilig-Geist-Kirche und im Gemeindehaus auf dem Kirchberg treffen sich regelmäßig weit über 200 Gemeindemitglieder im Alter zwischen 4 und 84 zum Singen. In der Zwitscherkantorei, Kinderkantorei, Kurrende, Jugendkantorei, Gospelchor, Vokalensemble und Kantorei .... und bei Projekt-Wochenenden mit verschiedenen Schwerpunkten.
Im folgenden darf ich ihnen diese verschiedenen Gruppen einmal etwas näher vorstellen. Vielleicht bekommen Sie oder Ihr Kind Lust, es auch auszuprobieren: MITSINGEN. GEMEINSAM. Wenn das wieder möglich sein wird, wenn die Chor-Proben wieder stattfinden können… Denn das zeigt diese Corona-Zeit 2020 uns auch: Wie kostbar die Dinge sind, auf die wir derzeit verzichten müssen.
Herzlich, Andrea Wiese (Kirchenmusikdirektorin in Wohltorf)
Gehe ich dienstags kurz nach vier von meiner Wohnung Richtung Kirche, warten dort meist schon etliche Kinder mit Ihren Müttern, Vätern oder Aupair-Mädchen. Einige stehen verträumt an Mamas Seite, andere laufen mir freudig entgegen, und oft tönt es auch über meinem Kopf: „Hallo! Frau Wiiiiiiese!“ Das sind dann die Kinder im Kletterbaum, der auf dem Kirchenvorplatz schräg gegenüber der Kircheneingangstür steht.
Die „Zwitscherkantorei“ (Zwika) mit zur Zeit 22 Kindergartenkindern von 4-6 Jahren ist in meiner Chorwoche die erste Gruppe. Was für ein beglückender Beginn! Nach unserer Begrüßung mit dem bei uns schon seit vielen Jahren üblichen „Chorgruß“ (Ellbogen an Ellbogen) geht es dann gemeinsam nach oben in die Kirche, in unseren Probenraum mit dem Chorpodest, auf dem auch die Kinder in der zweiten Reihe gut sehen (und von mir gesehen werden!). Alte Gemäuer – junges Leben! Damit alle gut sitzen können, habe ich vorher die XS-Stühle aufgebaut, im Kreis um das Klavier. Die „Maxis“ dürfen auch schon mal „oben“ sitzen, d.h. in der zweiten Reihe. Das scheint der Traum eines jeden Chorkindes zu sein: Oben sitzen! Darf nicht jeder… nur die Älteren der jeweiligen Gruppe.
Nun sitzen also alle, erwartungsvoll. Erstaunlich ruhig. Fast so, als würden sie die Ruhe auch ein wenig genießen. Los geht’s - jetzt fängt die Probe an! Ein bisschen Einsingen mit den „Bienen“ (Insider wissen, dass besonders die Wohltorfer „Mickeymouse-Biene“ sehr beliebt ist). Sollte ich eine Biene vergessen, wird sofort protestiert. Dann die „Fu-Bienen-Kette“ - wer traut sich schon alleine? Und natürlich: Das „echte“ Fufufu, eine Tonfolge, die die Kinder bis zum Ende Ihrer sängerischen Karriere in Wohltorf, im Idealfall dann in der Jugendkantorei singend, begleiten wird. Fufufu ist klasse, geht immer und hilft, die Stimmbänder in Schwung zu bringen.
Der (Kirchen-)Jahreszeit folgend, werden dann verschiedene, altersgerechte Lieder gesungen, die die Kinder - je nach Bekanntheitsgrad - lautstark mitsingen oder auch nur lauschend zur Kenntnis nehmen. Gut so: Zuhören ist wichtig! Manchmal erzählt dann ein Kind auch ganz spontan, was es gerade erlebt hat. Ein neues Haustier, ein Ausflug mit der Kita oder auch die Krankheit des Großvaters...
Wie „in der Schule“ melden sich die Kinder mit Wünschen zu Wort: „Können wir wieder Tiere-Raten machen?“. Oder wahlweise auch andere Spiele wie den „gierigen Notenfresser“. Spiele, die die Grundlagen der musikalischen Bildung legen: Erste Rhythmus-Übungen, Hörübungen, Singübungen. Aber eben alles spielerisch. Hoch im Kurs steht hier z.B. „Der Bäcker“ - ein Spiel-Lied, in dem nacheinander verschiedene Tiere (Ente, Schäfchen, Hündchen…) Brötchen beim Bäcker einkaufen und sie im gefüllten Körbchen (Körbchen echt, Füllung imaginär) „glücklich heimtragen“. „Wer möchte heute der Bäcker sein?“ Viele melden sich, ein heißer Wettkampf entbrennt. Der starke Wille, der da aus manchen Kinderaugen funkelt, ist beeindruckend, jedes Mal wieder.
Zum Schluss geht es auf die Orgelempore. Im Winter ist es dann ganz dunkel in der Kirche. Wir machen auch zunächst keine Beleuchtung an, der Weg in den Stuhlkreis rund um den Orgelspieltisch ist bekannt. Die Probenruhe ist nun allerdings erstmal hinüber. Man merkt es: Singen ist eben belebend! Munteres Geplapper, das erst mit meinem ernsten „Ruhe bitte“ abebbt. Früher oder später… Klick, klick: Orgellicht und -motor werden angestellt, ich lese eine Geschichte aus der Kinderbibel, es gibt noch ein sehr kleines rundes Bonbon (von den älteren Chorkindern manchmal auch „Push-Dur“ genannt), Verabschiedung wieder mit Chorgruß. Die Eltern warten schon auf Ihre Sprösslinge, weg sind sie.
Warum die Zwika-Kinder gern zum Chor gehen? Lara (5) ist zum Beispiel eine leidenschaftliche Sängerin. Sie kommt wegen der schönen Lieder zum Chor und „weil man das Singen noch besser lernen kann. (…) Besonders hat mir das Singen zu Weihnachten in der Kirche gefallen“. August (5), meint: „Mir gefällt besonders, dass wir immer an der Orgel singen und dass Frau Wiese uns auch Geschichten vorliest. Und wenn sie uns etwas vorsingt. Sie hat so eine schöne Stimme und kann soooo schön Klavier spielen“. Fedor (5), ganz pragmatisch: „Ich mag alle Lieder, die wir singen, da wird man immer so fröhlich. Aber besonders gefallen mir der Kletterbaum vor der Kirche und die Bonbons, die wir manchmal bekommen. Außerdem kann man in der Kirche toll Verstecken spielen!“. Mathilda (5), die seit Oktober im Chor singt, findet das „Bäckerlied“ besonders schön und „wenn wir im Kreis um die Orgel sitzen und Frau Wiese uns die Geschichte von Jakob vorliest – und das Bonbon am Ende“. Ein eindrucksvolles und vergnügliches Erlebnis war für sie auch die „Wohltorfer Weihnachtsreise“ – der Auftritt im Engelchor mit den durch die Zwika neu gewonnenen Freundinnen und dem Papa.
Die meisten Kinder kommen über Freunde zum Chor. Oder weil ihre älteren Geschwister auch schon dabei sind. Neben Kindergarten und Sportclub ist auch der Chor ein guter Ort, um Kontakte zu knüpfen, neue Freunde zu finden. Eine Mutter berichtet: „Schon bald nachdem wir in den Sachsenwald gezogen waren, hörten wir von diversen Seiten über Frau Wiese und ihre Kinderchöre in der Wohltorfer Kirche. Sobald unser Sohn das entsprechende Alter erreicht hatte, meldeten wir ihn zum ersten Probesingen der Zwitscherkantorei an. Mutter und Sohn waren sofort angetan von der munteren Singrunde im liebevoll gestalteten Kirchenraum im 1. Stock. Viele bekannte Gesichter aus dem Kindergarten und die obligatorische Pullmoll-Runde („Push-Dur“) am Ende überzeugten meinen Sohn Henning sofort. Das herzliche und strahlende Engagement von Frau Wiese, der „Chor-Mutter“, ihre sehr kindgerechte Art, kombiniert mit der notwendigen Disziplin, die bunte Kinderschar (von schüchtern bis vorlaut alles dabei), die sich auf ihren Stühlchen im Kreis um das Klavier scharten und den Anweisungen von Frau Wiese meist folgten, waren immer wieder eine Wonne! Nach jeder Probe, der ich anfangs noch in der letzten Reihe lauschen durfte, kam ich selbst ganz beseelt aus dem Probenraum. So war es gesetzt, dass unsere Tochter, dem Bruder folgend, natürlich auch mitsingen wollte. Leider wurde ich in diesem Falle von der Tochter nach der ersten Probe bereits aus dem Probenraum geschmissen.“
… vielleicht bekommt ja tatsächlich die eine oder andere Mutter oder dieser oder jene Vater auf diese Weise Lust, selber im Chor zu singen. Gelegenheit dazu gibt es in Wohltorf für jede Altersgruppe. Melden sie sich gerne bei mir: KMD Andrea Wiese, Tel. 04104-80881, kantorei.wohltorf@gmx.de